Vielleicht kennst du es noch aus deiner Schulzeit: Viele Lehrer*innen sind stolz auf ihre Fächer und halten sie manchmal auch für etwas wichtiger als andere Fächer. Das das aber auch eine Landesregierung teilt, ist ungewöhnlich.

Seit 2018 hat Hessen einen neuen Koalitionsvertrag. Darin hatten sich CDU und Grüne darauf festgelegt, Politik und Geschichte in der gymnasialen Oberstufe zu Pflichtfächern zu machen, um Schüler*innen so «an ihre staatsbürgerliche Existenz heranzuführen». Beide Fächer sollen in einem gesellschaftswissenschaftlich ausgerichteten Profil zwei Drittel des Schwerpunktbereichs ausmachen. Das mag zunächst nicht weiter gravierend klingen, doch heimlich, still und leise verbannt die hessische Regierung (und so übrigens auch der KMK-Präsident des vergangenen Jahres), in deren Parteiprogrammen insgesamt immerhin 104 das Wort «nachhaltig» auftaucht, das Fach Erdkunde / Geographie so in den Hintergrund, wenn nicht sogar in das Nichts. Das Fach ist in der Oberstufe zwar noch wählbar, wird aber gar nicht mehr an jeder Schule angeboten und ist in keinem Profil und auch nicht in der Qualifikationsphase verpflichtend. Laut dem Vorsitzenden des Verbands Deutscher Schulgeographen (VDSG), Karl Walter Hoffmann, haben so nur noch 6 bis 7 % der Schüler*innen bis zum Ende ihrer Schulzeit Erdkunde. Außerdem wird Geographie an hessischen Schulen zu rund zwei Dritteln fachfremd unterrichtet – und das in einer Ära, in der der Klimawandel und Fridays for Future nicht nur die alltäglichen Debatten und Massenmedien bestimmen.

Der VDSG hat vor einiger Zeit bereits eine Petition gestartet, um das Fach zu retten. Sie fordern, dass Erdkunde nur von Fachlehrer*innen unterrichtet werden, das Fach wieder ein verbindliches Fach in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe sein und es gegenüber Geschichte und Politik gleichbehandelt werden soll. Außerdem fordern sie eine Erhöhung der Erdkundestunden in der Sek 1.

Quelle 1 | Quelle 2 | Petition

Übrigens: Bei Instagram waren nach 20 Stunden Zeit zum Abstimmen 17 % für eine Abschaffung (43 Stimmen) und 83 % gegen eine Abschaffung (217 Stimmen).